Skip to main content

Anforderungsmanagement in der Automobilindustrie: Tools und Trends für einen Vorsprung im Wettbewerb

Die Automobilindustrie befindet sich zurzeit in einem hochdynamischen Veränderungsprozess. Kontinuierlich steigt die Nachfrage nach neuen digitalen Features und verändern sich rechtliche Vorschriften. Vor allem Zulieferer setzt das steigende Markttempo unter Druck.

Was macht das Anforderungsmanagement in der Automobilindustrie aus? Wie können Zulieferer sich zukunftssicher aufstellen? Ein Überblick mit Handlungsempfehlungen. 

Anforderungsmanagement – Eine Definition 

Anforderungsmanagement bezeichnet den Prozess, die Anforderungen an ein Produkt oder Projekt über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu erfassen, zu analysieren, zu dokumentieren und zu verwalten. Ziel ist es, die Produktentwicklung gemäß dem Zeit- und Kostenplan abzuschließen und Fehler im Prozess zu vermeiden. 

Im Automobilbereich werden die Anforderungen vom Hersteller zentral vorgegeben, Zulieferer müssen die Einhaltung der Anforderungen in ihrer Produktion sicherstellen. 

Anforderungsmanagement in der Automobilindustrie – aktuelle Herausforderungen 

Das Anforderungsmanagement lässt sich in jeder Branche auf die immer gleichen Schritte reduzieren. Die Automobilbranche weist allerdings zwei Besonderheiten auf: Die Produktion basiert zum einen auf einer engen Verzahnung von Autobauern und Zulieferern, zum anderen ist die Zahl der verbauten Teile und damit die Zahl der Anforderungen im Vergleich zu anderen Branchen deutlich höher. 

450.000 Anforderungen zu Software und Elektronik kommen laut Siemens Digital Industries Software im Durchschnitt bei einem Mittelklassefahrzeug zusammen, zusätzlich zu rund 50.000 mechanischen und gesetzlichen Anforderungen. 

Die Zahl der Anforderungen wächst, getrieben von der digitalen Entwicklung, aber auch vom wachsenden ökologischen Bewusstsein der Kunden und klimapolitischen Entscheidungen. Allein der von der EU beschlossene Green New Deal, der eine Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 vorsieht, zwingt die Automobilhersteller zum Umlenken.   

Der Prozess des Anforderungsmanagements

Aus Sicht der Automobilbauer lässt sich das an Zulieferer gerichtete Anforderungsmanagement als einen Prozess aus sechs Schritten beschreiben: 

1. Festlegen der Anforderungen

Zunächst müssen die Hersteller Anforderungen an ihre Lieferanten festlegen. Dazu gehören neben der Definition von Produkteigenschaften oder Spezifika der Dienstleistung Vorgaben zu Qualität, Leistungsumfang und Zeitplan.

2. Anforderungen dokumentieren

Die Anforderungen werden in einem Dokument gesammelt, das für die Auswahl potenzieller Zulieferer herangezogen wird. Diese prüfen anhand des Anforderungskatalogs, ob sie die Voraussetzungen erfüllen und eine Zusammenarbeit anstreben möchten. 

Um nicht unnötige Stunden in die manuelle Prüfung zu investieren, kommen KI-Tools zum Dokumentenabgleich zum Einsatz.  

3. Bewertung der Zulieferer

Der Automobilbauer bewertet mögliche Zulieferer, nicht allein auf Basis der Anforderungskongruenz, sondern auch nach Kriterien wie Verfügbarkeit, Produktionsstandort und Referenzen.

4. Vertragsverhandlung 

Sobald ein Lieferant ausgewählt wurde, beginnt die detaillierte Vertragsverhandlung, in der die Anforderungen noch einmal spezifischer vereinbart werden. 

5. Leistung überwachen

Während der Vertragslaufzeit überprüft der Automobilbauer regelmäßig, ob seine Zulieferer die vereinbarten Anforderungen erfüllen. Dazu gehören Audits zur Produktqualität genauso wie Prüfungen zu Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit. 

6. Anpassungen vornehmen

Veränderungen in der Unternehmensstrategie und rechtliche Neuerungen führen zu Änderungen im Anforderungskatalog der Automobilhersteller. Diese Änderungen müssen sie an ihre Zulieferer kommunizieren. Können diese die neuen Anforderungen nicht zu akzeptablen Bedingungen erfüllen, müssen sich Hersteller nach neuen Zulieferern umsehen. 

Marktveränderungen fordern Automobilzulieferer heraus

Der Innovationsdruck auf die Automobilbranche ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Für Zulieferer bedeutet das unter anderem: Sie müssen immer knappere Zeitvorgaben erfüllen. Dennoch darf dies nicht zu Lasten ihrer Compliance gehen. Insbesondere Standards wie ASPICE, ISO 26262 und ISO 21434 sind ohne Kompromisse einzuhalten. 

Um das Risiko von kostspieligen Fehlern im Produktionsprozess zu minimieren, müssen sie Prozesse etablieren, um ihr Anforderungsmanagement konsistent durchzusetzen. Ohne eine leistungsstarke Anforderungsmanagement-Software können Betriebe im Kampf um kostengünstige Qualität nicht mehr mithalten, vor allem nicht, wenn sie in Wettbewerb mit internationalen Anbietern stehen, die durch niedrigere Personalkosten Preisvorteile bieten.

Neben den Anforderungen ihrer Kunden müssen Zulieferer die Erwartungen ihrer anderen Stakeholder berücksichtigen, beispielsweise ihrer Entwicklungsteams oder eigener Zulieferer. Dies schafft eine zusätzliche Komplexitätsebene. 

Anforderungsmanagement: Methoden, die die Basis für erfolgreiche Prozesse legen  

Mit welchen Methoden können Unternehmen die Herausforderungen des Anforderungsmanagements bewältigen? Diese Elemente gehören zum Standard.

Rückverfolgbarkeit von Anforderungen 

Wegen der steigenden Komplexität in der Supply Chain und neuer digitaler Möglichkeiten fordern Hersteller wie Behörden immer detailliertere Compliance-Nachweise. Mithilfe von Anforderungsmanagement-Software können Zulieferer den Dokumentationsaufwand deutlich senken und ihre Compliance lückenlos belegen.

Qualitätssicherung

Ein internes Qualitätsmanagement sollte Teil jedes Anforderungsmanagements sein. Zulieferer definieren hierbei Prozesse, um die Einhaltung der Anforderungen sicherzustellen und Fehler in der Produktion zu vermeiden. Die Qualitätssicherung umfasst zudem regelmäßige interne Prüfungen. 

Risikomanagement

Risiken proaktiv zu identifizieren und Maßnahmen zur Vermeidung sowie Bewältigung zu definieren, stellt sicher, dass die Produktion auch bei Schwierigkeiten, zum Beispiel Lieferengpässen oder technischen Ausfällen, mit minimalen Verzögerungen fortgesetzt werden kann und die Produkte die Anforderungen, wie vereinbart, erfüllen.

Änderungsmanagement

Zulieferer müssen Änderungen an Anforderungen dokumentieren und so in ihre Prozesse integrieren, dass sie zu vereinbarten Zeitpunkten Anwendung finden. Digitale Tools vereinfachen das Änderungsmanagement mit Echtzeit-Synchronisation und Automatisierung. 

Anforderungsmanagement: Die richtige Software wählen

Prozessdigitalisierung und Automatisierung sind essenziell, wenn Unternehmen ihr  Anforderungsmanagement verlässlich und kosteneffizient aufstellen möchten. Bei der Suche nach der passenden Software kommt es – wie so oft – auf den Einzelfall an. Je nach Unternehmensgröße, digitaler Infrastruktur und Kundenanforderungen kommen andere Lösungen in Frage. 

Dennoch lassen sich einige Faktoren ausmachen, die eine professionelle Anforderungsmanagement Software erfüllen sollte: 

1. Branchenspezifische Features und Integration: Die Software sollte so konzipiert sein, dass sie die spezifischen Anforderungen der Automobilindustrie erfüllt, unter anderem  komplexe Dokumente intelligent verwalten kann. Auch die nahtlose Integration in typische Branchenanwendungen sollten Unternehmen vorab sicherstellen.

2. Skalierbarkeit: Die Software sollte in der Lage sein, mit dem Wachstum des Unternehmens mitzuhalten und die Möglichkeit bieten, Benutzer, Projekte und Anforderungen nach Bedarf hinzuzufügen.

3. User Experience: Eine einfache Usability entscheidet darüber, ob die Anforderungsmanagement-Software ihr Potenzial ausspielt. Anwender sollten sich intuitiv auf den Oberflächen zurechtfinden und relevante Funktionen schnell erreichen.

4. Sicherheit: Die Cyberkriminalität nimmt zu, das Bewusstsein für Datenschutz wächst. Neue Anwendungen müssen daher moderne Verschlüsselungstechnologien verwenden und sich nahtlos in das eigene IT-Sicherheitskonzept integrieren lassen, wenn sie in die engere Auswahl kommen sollen.  

5. Compliance: Anforderungsmanagement Software sollte die gängigen Normen der Branche im Standard erfüllen, etwa die ISO-Norm 26262. Andernfalls kann kostspielige Individualentwicklung notwendig werden.

6. Flexibilität: Können Prozesse wie gewünscht abgebildet werden? Bietet die Anwendung umfassendes Customizing, schafft das Zukunftssicherheit. Denn Workflows verändern sich und eine leistungsstarke Software rentiert sich nur, wenn sie flexibel mit dieser Dynamik umgehen kann.

7. Automatisierung: Analysen und Berichte sollten sich zumindest semi-automatisiert erstellen lassen. Auch KI-basierte Automatisierungen, zum Beispiel für die Prüfung von Anforderungskatalogen, gehören zunehmend zum Standard. 

Du möchtest Anforderungskataloge um bis zu 45% schneller prüfen? Teste unsere KI-basierte Dokumentenprüfung semantha. Buche einfach hier eine Live-Demo.

Die Zukunft des Anforderungsmanagements 

Die Herausforderungen in der Automobilindustrie sind enorm, doch die Zukunft ist alles andere als düster. Nach Schätzungen von McKinsey kann der Umsatz der Branche bis 2030 auf 6,7 Billionen Dollar steigen. 

Ermöglicht wird das wesentlich durch die Digitalisierung, die den Weg frei macht für neue Mobilitätsangebote und effizientere Produktion. Wie in jeder anderen Branche ist künstliche Intelligenz einer der großen Disruptoren. Bereits heute kommunizieren intelligente Maschinen miteinander, übernimmt Robotic Process Automation (RPA) repetitive Aufgaben und werten KI-Anwendungen Geschäftsprozesse aus, um Optimierungspotenzial zu finden. 

Auch im Anforderungsmanagement wird KI zunehmend eine wichtige Rolle spielen: 

KI-Anwendungen können Hersteller unterstützen, potenzielle Zulieferer schneller auf ihre Passung zu bewerten und Zulieferern die Prüfung von Anforderungskatalogen zu vereinfachen. Im Qualitätsmanagement eingesetzt, können KI-Tools die Leistung von Zulieferern dauerhaft überwachen und punktuelle Prüfungen ersetzen. Zulieferer wiederum profitieren von KI im Risikomanagement, wenn die smarten Anwendungen Probleme früher erkennen und eigenständig Lösungsvorschläge erarbeiten oder sogar umsetzen.

KI ist kein Allheilmittel, das Akteuren in der Automobilindustrie Zukunftsfähigkeit garantiert. Aber es ist ein notwendiger Baustein für Unternehmen, die sich in dem dynamischen, wettbewerbsintensiven Markt behaupten und von Wachstumschancen profitieren möchten.

Kunden vertrauen uns 

Finde heraus, wie unsere Kunden mit Hilfe von semantha effizienter arbeiten. Zu den success stories.