Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – Zwei Seiten einer Medaille? (2/2)
Dies ist der zweite Teil zum Thema Digitalisierung. Den ersten Teil über den Unterschied zwischen einfacher und revolutionärer Digitalisierung findest du im Blogartikel vom 23.06.2021. Hier das Wichtigste in Kürze:
- Digitalisierung ist mehr, als Papier zu scannen. Und viel mehr als einen analogen Prozess in die digitale Welt zu transportieren.
- Digitalisierung ist eine Evolution – die der Revolution den Boden bereitet.
Der Teufel steckt im Detail – und genau um diese kümmern wir uns im heutigen Blogartikel.
Die dritte Seite der Digitalisierungsmedaille: Die Hürden bei der Prozessverbesserung
Doch nicht jede Unternehmung kann (oder möchte) sich neu erfinden – das Bestandsgeschäft kann schließlich auch sehr lukrativ sein – und genau dann will man sich dieses Bestandsgeschäft anschauen. Wie aber geht man das Bestandsgeschäft an? “Das kann ein Computer gar nicht, dafür habe ich zig Jahre studiert… Das funktioniert nie…,” sind manchmal nicht nur Bedenken, sondern auch Hoffnungen der beteiligten Fachexpert:innen. Schließlich benötigt man viele Informationen (manchmal Trainingsdaten) von genau den Menschen, die schlimmstenfalls ans “Wegrationalisieren” denken und die Kooperation mehr oder weniger offen verweigern. Wie also vorgehen?
Viele aufwändige Prozesse in Unternehmen werden heute mit EDV durchgeführt – und wenn man einmal so weit ist, möchte man diese Prozesse natürlich weiter verbessern, beschleunigen oder gar ganz automatisieren. Möchte (oder kann) man dabei nicht auf eine Individualentwicklung setzen, benötigt man mehr oder andere Software, die erst einmal eingeführt werden muss. In der jüngeren Vergangenheit haben sich jedoch Automatisierungswerkzeuge etabliert, die bestehende IT-gestützte Prozesse automatisieren (zumindest so lange man keine Medienbrüche im Prozess hat – gibt es die, muss man diese erst einmal beheben). Man spricht bei dieser Software sinnbildlich von Robotern oder einer robotic process automation (RPA), da diese Roboter die bestehende Software so bedienen, wie sie auch ein Mensch bedienen würde: Verwendet wird einfach die bestehende Benutzeroberfläche, die vom Roboter automatisiert gefüttert und geklickt wird. Aufgrund dieser niedrigen Hürde ist RPA sehr erfolgreich, denn vieles lässt sich damit automatisieren oder (wenigstens) drastisch beschleunigen. Doch die Roboter arbeiten regelbasiert und stoßen dann an eine Grenze, wenn für einen Prozessschritt eine Entscheidung getroffen (sprich: nachgedacht) werden muss – oder eine Information eben nicht strukturiert vorliegt, sondern in einem (für einen Menschen geschriebenen) Dokument.
Genau an dieser Stelle setzen wir mit unserer Lösung semantha® an, die dabei unterstützt, wissensbasierte Entscheidungen zu treffen. semantha® ist eine künstliche Intelligenz, die große Mengen Text lesen und verstehen – und dadurch viele Prozessschritte unterstützen kann, die bisher ausschließlich menschlichen Expert:innen vorbehalten waren. Den “Expert:innen vorbehalten” klingt gut – es handelt sich also um Aufgaben, die “nur der Mensch kann”. Aber was ist mit den Aufgaben, die ich als Mensch gar nicht erledigen will? Wie beispielsweise das sprichwörtliche Suchen der Nadel im Heuhaufen? Was wenn ich z.B. täglich und unter Zeitdruck Verträge prüfen soll, bei einer Versicherung arbeite und Policierungsanfragen prüfen muss oder als Ingenieur:in große Mengen an Kundenanforderungen verarbeiten muss? Genau dann haben wir eine Aufgabe gefunden, für deren Automatisierung uns nicht nur “management support” sondern auch die Unterstützung der Fachabteilung sicher ist.
Prozessverbesserung mit Künstlicher Intelligenz
Zwar löst künstliche Intelligenz bei Weitem nicht alle Probleme – das wäre wirklich vermessen – allerdings kann sie bei vielen Aufgaben erhebliche Erleichterungen liefern. So auch bei folgendem Beispiel: Stell Dir vor, Du erhältst täglich Unmengen an Papierdokumenten mit mehreren Seiten Text. Die Papiere sind inhaltlich zu kategorisieren und zu beantworten. Natürlich nicht pauschal immer identisch, sondern abhängig vom Inhalt des Textes. Idealerweise werden inhaltlich gleiche Anfragen unabhängig von Absender:in und Sachbearbeiter:in konsistent (und damit sinngleich) beantwortet. Ein erheblicher Aufwand für Fachpersonal. Bis dato erschien solch eine Bearbeitung nur durch Menschen möglich. Was zeitlich und finanziell nicht sehr effizient ist, wenn man bedenkt, dass ein Mensch bei normaler Lesegeschwindigkeit für eine DIN-A4-Seite ca. 2 Minuten benötigt: bei z.B. 150 Seiten sind das schon 5 Stunden – reine Lesezeit versteht sich, die Antwort ist da noch nicht gefunden und formuliert.
Eine Digitalisierung eines solchen Prozesses bringt hier eine massive Zeiteinsparung: Die fachliche Expertise der Fachkraft ist hier nur abschließend (heißt: prüfend) erforderlich. Durch die Digitalisierung dieses papiergetriebenen Prozesses und den Einsatz einer KI mit Sprachverständnis, die die Dokumente liest, kann dieser deutlich beschleunigt werden. Die Dokumente müssen im ersten Schritt in ein digitales bzw. maschinenlesbares Format gebracht werden (also durch Einscannen inkl. Texterkennung/OCR). Anschließend können die Inhalte durch die KI auf Bedeutungsebene in sinnvolle Kategorien geordnet werden. Initial müssen die Kategorien dann den Fachbereichen bzw. Mitarbeiter:innen zugeordnet werden. Wenn bestimmte Absätze in dem Schreiben vorkommen, müssen diese zusätzlich von weiteren Personen überprüft werden. Aufgrund der Zuordenbarkeit von bereits beantworteten Dokumenten, können hier automatisiert Vorlagen befüllt werden. Die entstehenden Antwortschreiben werden dann von der Expert:in nur noch geprüft und gegebenenfalls feinjustiert.
Die enorme Zeitersparnis kannst Du Dir hier bestimmt schon selbst denken. Natürlich ist das immer vom Einzelfall abhängig, jedoch verkürzt sich der Leseprozess um ein vielfaches und spielt sich häufig nur noch im Sekundenbereich pro Dokument ab.
Fragen über Fragen
Einige wichtige Fragen vor Antritt einer Digitalisierungsreise haben wir oben bereits diskutiert – es gibt jedoch noch eine weitere, die den Blickwinkel auf mögliche Projekte beeinflusst: Können wir unsere Kernkompetenzen durch den Einsatz innovativer Lösungen noch besser nutzen (interne Verbesserung und externer Mehrwert für unsere Kund:innen)?
Stehst auch Du vor der Digitalisierung einer eigentlich “nicht digitalisierbaren” Aufgabe – oder fragst Du Dich, wie Du das Wissen Deiner Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen besser nutzen kannst, wenn sie von semantha® unterstützt werden? Dann sprich unser Team einfach gleich im Chat an oder vereinbare einen Termin für ein ausführliches Gespräch!