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Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – Zwei Seiten einer Medaille? (1/2)

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (kurz: KI) stehen weit oben in den Prioritätenlisten von Entscheider:innen und gleichzeitig ist der Durchdringungsgrad von KI eher niedrig, wenn man sich im deutschen Mittelstand umschaut. [1] Immer wieder hört man “Digitalisierung, Digitalisierung, Digitalisierung” – aber bitte nicht zum Selbstzweck!

… obwohl in KI großes Potenzial liegt, fehlt es einem Großteil der Unternehmen, der Gesellschaft und der Politik bislang an einem Grundverständnis von KI… [2]

Was also digitalisieren, wann und wie eigentlich? Diese Frage stellt man sich Land auf, Land ab und eine Recherche im allwissenden Internet fördert vieles zutage: Von den Stufen der Digitalisierung ist die Rede – die allerdings sind eher ein Reifegradmodell und weniger ein Vorgehensmodell. Und damit sind sie wenig hilfreich, wenn man als Praktiker:in auf der Suche nach Effizienzgewinnen ist – oder wenigstens nach etwas, an dem man sich orientieren kann.

Wenig Sinn ergibt es bspw. sich die oberste Stufe herauszupicken und mit der Planung und Umsetzung loszulegen während “das Kerngeschäft” im aktuellen Zustand bleibt und nicht von den Impulsen profitiert. Digitalisierung wird oft mit Revolution (oder im Startup-Slang mit Disruption) gleichgesetzt – aber aus unserer Sicht ist Digitalisierung heute vielmehr eine Evolution, die eine Revolution nach sich ziehen wird.

Im folgenden Blogbeitrag beschäftigen wir uns daher damit, was man heute gewinnbringend umsetzen kann, ohne die Vision aus den Augen zu verlieren.

Kopf: “Der Webshop”

Der einfachste Schritt ist es, einen alten, analogen Prozess in die digitale Welt zu übersetzen. Man könnte sagen: von 0 auf 100 in einem kleinen Bereich. Eine solche Übersetzung eines bewährten Wertschöpfungsprozesses in die digitale Welt könnte etwa das Ablösen einer Handakte mit Laufzettel sein, die durch ein PDF und E-Mails ersetzt, reihum an die zuständigen Sachbearbeiter weitergeleitet wird. Eine tumbe Übersetzung vom Analogen ins Digitale ist aber selten sinnvoll, da quasi nur am Symptom gearbeitet wird – ohne die neuen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Wenn Sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben Sie einen scheiß digitalen Prozess.

Thorsten Dirks

Betrachtet man z.B. den Aufbau eines Webshops ausgehend von einem Ladenlokal, so kann man sich leicht vorstellen, dass man für das alte Konzept “Verkauf von Waren” neue Zielgruppen erschließt (aber auch ggf. alte verliert). Hier sind offensichtlich mehrere verschiedene Prozesse betroffen und es entstehen viele neue Möglichkeiten durch das mögliche Profiling/Targeting und so weiter. Der Teufel steckt also doch im Detail…

Und wenn man sich diese Details für das “Online-Ladenlokal” genau überlegt, kommt man recht schnell zum visionären Teil, der häufig unter dem Schlagwort “neue Geschäftsmodelle” läuft.

Zahl: “Neue Geschäftsmodelle”

Aber ich habe sooft gelesen, dass Digitalisierung neue Geschäftsmodelle beflügelt. Was ist damit? Gute Frage.

Neue Geschäftsmodelle entstehen dort, wo die Digitalisierung nicht als “Übersetzung” aufgefasst wird, sondern den Boden für gänzlich neue Ideen bereitet. Ein greifbares Beispiel sind die neuen Stromzähler, die landläufig als smart meter bekannt sind. Hier ist die vordergründige Änderung eigentlich klein: Wir entledigen uns der Postkarte zum Dokumentieren des Zählerstands und lassen den Zählerstand direkt vom Zähler digital übermitteln, tragen das unmittelbar in unsere Datenbank ein und fertig.

Aber natürlich ist damit nicht alles “fertig”, sondern wir stehen gerade am Anfang. Denn wer legt fest, dass der Zähler nur jährlich meldet genauso wie früher der Kunde mit Postkarte? Mit einer kontinuierlichen Überwachung des Strombedarfs – nicht bei einem Stromabnehmer, sondern bei vielen oder gar allen – entstehen ganz neue Möglichkeiten. So können Kunden besser segmentiert werden, die Bedarfsplanung genauer ausfallen, Spotmärkte, individuelle Bepreisung, … Überträgt man diese Ideen in andere Bereiche, so kann man sich ganz neue Abrechnungsmodelle ausdenken, z.B. Maschinen nicht mehr mit Wartungsvertrag zu verkaufen, sondern nach Nutzung abzurechnen (predictive maintenance inklusive).

Doch auch im Spektrum zwischen diesen beiden (zugegeben: extremen) Seiten gibt es einiges zu beachten – der Teufel steckt bekanntlich im Detail. In unserem nächsten Artikel, der am 09.07.2021 erscheint, widmen wir uns den Hürden, die man bei einer Digitalisierung bestehender Wertschöpfungsprozesse üblicherweise antrifft. Und soviel sei verraten: diese Hürden sind selten Technischer Natur.

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Referenzen

[1] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) : Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Deutschen Wirtschaft; Stand März 2020

[2] Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. : KI-Monitor 2020 – Status quo der Künstlichen Intelligenz in Deutschland

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